DIE GERICHTSLINDEN AM KREUZWEG DER HEERSTRASSE
„Steht sie noch auf deinem Anger, Aldisghaus, die alte Linde, die dem Knaben Sang und Sage zugerauscht im Abendwinde."
F. W. Weber
Westlich von Markau, dort wo sich die Heer- Post- oder Durchgangsstraße mit dem alten Landweg von Nauen südwärts kreuzt standen bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch vier sehr alte starke Linden. Diese Linden nannten unsere Vorfahren GERICHTSLINDEN dort sollte vor Jahrhunderten der Landreiter mit seinen zwei Dutzend Polizeiknechten, Raubgesellen der Landstraße, einen kurzen Prozess gemacht haben. Zur Abschreckung blieben dort die gehängten Raubgesellen an den nächsten Bäumen hängen.
Wenn ein Kaufmannswarenzug, von Räubern belästigt wurde und von dessen bewaffneten Begleitern, so ein Räuber ergriffen wurde, dann kam es ebenfalls zur Lynchjustiz an diesem Ort. Ob nun dieselben Gerichtslinden mit den vorgekommenen Judenverfolgungen der vergangenen Jahrhunderte auch im Zusammenhang gestanden hatten, sprachen die mündlichen Überlieferungen nicht aus.
Bildergallerie zu den alten und neuen Linden
Noch im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, erzählten der Schäfer Parey und auch der alte Ackerknecht Wilhelm Lemcke (Langer- Wilhelm), sowie der alte Gemeindevorsteher Carl Kraatz (Kreisschulze), immer noch der Jugend vom grausamen Mittelalter auf der Heerstraße.
Von diesen dreien kamen dieselben Gespräche, dass bei den LINDEN AM KREUZWEG die Diebe und Räuber ihren Strick erhielten. Den Dorfjungen aber, lief bei diesen Erzählungen stets ein Gruseln über den Rücken. Dennoch saßen die Dorfjungen so gerne auf den beiderseitigen Rasen und Wurzelbänken unter diesen historischen Linden.
Vom Lehrer Gerke wurde den Schulkindern ein vorzüglicher Durchblick, zwischen den letzten beiden Bäumen gezeigt; dort waren die Dörfer Markau und Markee mit den Kirchtürmen wie ein lebendiges Bild und sogar ganz im Hintergrund Dorf Bredow mit dem Kirchturm sichtbar. Dieses Naturbild bot zu jeder Jahreszeit eine neue Naturschönheit.
Um Mitte der 60- Jahre des 19. Jahrhunderts, fiel im Sturmgebraus eine Linde auf der westlichen Wegseite. Eine weitere Linde auf der westlichen Straßenseite unterlag einem Sturm im Jahre 1892. Nun standen nur noch zwei der alten Linden am östlichen Wegrand. Im Jahre 1955 um die Weihnachtszeit, fiel in einer Sturmnacht die dritte der einstigen Gerichtslinden.
Durch den starken Truppenverkehr seit 1945, es waren insbesondere schwere Panzerfahrzeuge, war die alte Heerstraße zwischen den beiden Linden stark und tief ausgefahren, es stand ständig Wasser. Das Erdreich war ständig aufgeweicht, schwere Stürme konnten dadurch das Wurzelreich bewegen, der Widerstand ließ nach, und so kam die dritte alte Linde am Kreuzweg zum Sturz.
Der Durchmesser im Sägeschnitt, etwa 1 m über dem Wurzelhals betrug er 1,75 m, der Stamm war hohl, ohne Herzkern.
Erste urkundliche Erwähnung des Ortes Markhede (Markee) 1197.
Markgraf Otto II. schenkt dem Domkapitel zu Brandenburg die Zehnten aus "Markhede".
Nach einer alten Regel sagt man über dem Lindenbaum
Die Linde kann 300 Jahre wachsen, weitere 300 Jahre im Wachstum stille stehen und weitere 300 Jahre lang langsam vergehen. Aber es gibt darunter auch noch Ausnahmen, welche eine viel längere Lebensdauer besitzen. Der Stillstand im Wuchs ist bereits vor 1800 eingetreten, denn unsere Ahnen erzählten schon, dass deren Ahnen, diese Linden in so einer urwüchsigen Stärke gekannt hätten; die Verkümmerung des Spitzengezweigs war demnach um 1800 bereits eingetreten.
Die beiden letzten dieser großen Linden wurden im Jahre 1926 unter Naturschutz gestellt, möge uns die letzte GERICHTSLINDE noch recht lange erhalten bleiben.
Jene beiden letzten GERICHTSLINDEN am Kreuzweg der alten Heerstraße mit der Landstraße Nauen- Tremmen, haben das Motiv zum Ortswappen von Markee gegeben.
Richard Kraatz – Ortschronik Band IV
Kartenausschnitt von 1816