Die Kirche St. Nikolai in Markau
Schon aus der Ferne grüßt die ursprünglich verputzte, schlichte Backsteinkirche von Markau. Betritt man sie, fühlt man sich zurück versetzt in eine andere Zeit, die der Herrschaft der Bredows. Die Pracht des Raumes verwirrt förmlich. Man sieht in dieser Kirche mehr Engel als in allen Kirchen des Havellandes. Das vorherrschende Blau- Weiß-Gold des Raumes überwältigt und die unglaubliche Fülle an Engeln verblüfft. Der sehr intim wirkende Raum hat eine elegante Atmosphäre und strahlt eine große Ruhe aus. In unbeschreiblicher Helle und Eleganz scheinen die Engel über uns Menschen zu wachen - oder uns zu beobachten.
Der spätgotische leicht eingezogene Westturm ist aus Fels- und Backsteinen erbaut. Am Kirchenschiff auf der Nordseite befindet sich ein Sandsteinportal, welches von einer ovalen von Putten getragenen Inschrift- Kartusche bekrönt wird. Auf den Säulen ist noch der Auszug aus dem Hiob, Kapitel 19 erkennbar:
"Darnach Mit Dieser Haut Umgeben Werden Und Werde In Meinem Fleisch Gott"
"Werde Ich Mir Sehen Und Meine Augen Werden Ihn Schauen Und Kein Fremder..."
Über dem Portal thronen die Allianzwappen der Familie Bredow. Befasst man sich näher mit der interessanten Bredowschen Geschichte, trifft man auf Ehrenreich von Bredow. Dieser wurde 1656 mit dem Rittersitz Markau belehnt. Er entstammt der Mathias'schen Linie und starb als letzter männlicher Nachkomme dieser Linie 1661 im Alter von 48 Jahren. 1640 hatte er Elisabeth Catharina von Ribbeck geheiratet. Ehrenreich legte mit großem kaufmännischen Geschick, den Grundstein für die spätere ansehnliche Begüterung. 1659 kaufte er auch das ehemalige Bellin´sche Rittergut zu Markau auf und hinterließ seiner Frau und seinen sieben Töchtern ein ansehnliches Vermögen. Das Gut Markau gehörte nach seinem Tod zur einen Hälfte Ehrenreichs Tochter Anna Ursula und zur anderen Hälfte ihrer Schwester Amalie Hedwig. Diese heiratete ihren Vetter Henning Casper von Bredow auf Senzke. Henning Caspar von Bredow kaufte vor seiner Vermählung die eine Hälfte von Markau und durch die Vermählung mit Amalie Hedwig wurde das Gut Markau wieder zusammengeführt. Ihr Sohn Ehrenreich Sigismund führte den Besitz in ihren Sinne weiter.
Die ursprüngliche Eingangstüre durch den Turm ins Kircheninnere wurde vermauert. Hier entstand die Bredow- Gruft (bis ca. 1900). Der Raum wird jetzt für weltliche Bestattungen genutzt. Das Erdniveau rings um die Kirche ist sehr angewachsen und der Besucher erhält den Eindruck, als steige er in die Kirche hinunter.
Der Boden der Kirche besticht durch blumenreich gestaltete Fiesen. Er wurde um 1900 aufgeschüttet und an das veränderte Niveau angepasst. Die ursprünglichen barocken Terrakottafliesen liegen immer noch darunter.
Von der Decke schauen dem Besucher aus vier Medaillons Stuckengel entgegen. Die Westempore greift auf die Südseite über. Die aufwändigen ungewöhnliche Ausstattung ist qualitativ sehr hochwertig und stammt aus dem Jahren 1756-1763. Der Künstler ist leider nicht bekannt, könnte aber aus dem Magdeburger Raum stammen.
Auf dem Altar, der nach zweijähriger Bauzeit 1758 in der Kirche errichtet wurde, sieht der Besucher die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Sie zieren den reichen Architekturaufbau im Hauptgeschoss.
Vor dem Altarbild, einer Gethsemane- Szene, sind zwei Weihrauchtöpfe erkennbar. Darüber befindet sich eine Ruhmeskartusche mit Fama- Engeln. Zwei allegorische Figuren (links Justitia, rechts Fides) begleiten den überreichen Aufsatz mit der Trinität.
Von einer bewegten Engelfigur wird die Kanzel mit dem geschweiften Korb getragen. Besonders der Schalldeckel und auch der Aufgang sind überaus reich geschnitzt und mit Akanthus dekoriert, von Bandelwerk durchzogen. Auf der Kanzel ist das Zitat: "Sei Täter des Wortes und nicht Hörer allein" zu lesen.
Damit alle Engel auch ihren richtigen Platz bekommen, wurde für ein Engel sogar ein Stück aus der Kirchenwand gestemmt.
An der Nordwand befindet sich die von toskanischen Säulen getragenen Patronatsloge, der Platz darunter blieb dem Personal vorbehalten. Bekrönt wird die sechsteilige, verglaste Patronatsloge von einem Giebel mit kriegerischen Emblemen. Die 1760-1763 erbaute Loge wurde fertig gestellt als gerade der Siebenjährige Krieg zu Ende war. Preußen hatte gegen Österreich gesiegt und Schlesien erobert und die Bredows nutzten die Gelegenheit, den Erfolg auch hier zu demonstrieren.
Das Pfarrgestühl schließt sich seitlich an die Kanzel an.
Die Fenster wurden aus einem Stück gefertigt und gestalteten eine Restaurierung schwierig, da sie dafür ausgebaut werden müssten.
Der kniende, klassizistisch anmutende Taufengel kehrte 1965 aus Oehna in die Kirche ein. Zusätzlich sind die wunderschön gedrehten Kerzenständer zu bewundern.
Die Heideorgel stammt von 1750.
Ein beeindruckendes Rokoko-Grabmal, für Ch. M. Stürmer (+1755) aus Sandstein gefertigt, befindet sich im nördlichen Vorbau.
Die Pracht dieser "Herrschaftskirche" überwältigt. Farben, Putten sowie die strahlende Helligkeit lassen sie zum Ort einer Trauung oder Taufe geradezu prädestiniert erscheinen - der Raum selbst ist ein Fest.
Herausgegeben im Jahr 2007
Anmeldung und Schlüssel beim Bürgerverein Markee oder evangelischen Kirchengemeinde Nauen.
Telefon: 03321 - 4071659
Musikschulen öffnen Kirchen 2023
Konzert am 17. September 2023, 14:30–16:30 Uhr
In einer der schönsten Kirchen im Havelland erklingen sinfonische Bläsermusik und Filmmusik mit dem Jugendblasorchester der Musik- und Kunstschule Havelland. Das Konzert wird durch den Landrat des Havellands Roger Lewandowski eröffnet.
Der Eintritt ist frei, um eine Spende zum Erhalt der Kirche wird gebeten.
Vor und nach dem Konzert werden Kaffee und Kuchen angeboten.